Hesse, Heine, Stephen King, Bukowski & ich

Ich muss kein 2. Herrmann Hesse sein, mit meinen Gedichten
Das wäre ziemlich viel verlangt und würde meinen Stil vernichten

In meinen Texten erkannte auch noch keine
Die Wortwahl von dem Dichter Heinrich Heine

Darauf kann ich zum Glück ganz gut verzichten
So lang ich glücklich bin, mit meinen Texten und Geschichten.

Da gibt’s nichts zu erklären, meine Texte stehen für sich
Man braucht nicht drüber streiten,
Vergleiche interessieren mich nicht.

Oft nannte man mich ziemlich frech, den Bukowski von der Spree
Der Vergleich mag hinken, auch wenn ich drüber steh.

Ich bin auch kein Schocker, wie der große Stephen King,
Leute, jetzt mal ehrlich, dass wäre auch ein Ding.

Ich kann nun mal nur schreiben, wie ich es halt hier tue
Und mit blöden Vergleichen
lasst mich bitte doch in Ruhe

Mich muss nicht jeder lieben, es ist ok, wenn man es tut
Ich schreibe nur Geschichten, geboren aus Freude, Schmerz und Wut

Es ist ja nicht so, dass ich mich an den alten Helden messe
An Stephen King, Bukowski,
Heine, oder Hermann Hesse.

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Motorhead in Zimmerlautstärke

    Es war ja nicht immer ganz einfach als Jugendlicher in einem kleinen Zimmer mit einer Phonstarken Stereoanlage und den neuen Platten. Es war immer eher das der kleine Durchdreher, also ich, aufdrehte und meine Eltern etwas dagegen hatten und das auch umzusetzen pflegten. Soll keiner sagen, dass ich als junger Punk nicht meine Kämpfe auszutragen hatte.

Sagen wir mal, es war ein ganz ordinärer Dienstag nach meinem 14ten Geburtstag. Ich hatte ordentlich Geld übrig und war nachmittags bei Ton und Welle, dem großen Plattenladen am Kudamm und hab mich mit guter Musik eingedeckt. Kein Beinbruch, sollte man meinen, aber Punk und Hardrock ist keine Musik, die man mit gespitzten Ohren leise hört. Nun, mir war das klar, nur meine Eltern konnten und wollten das nicht verstehen.

Kaum war ich mit meinen neuen Schätzen Zuhause, die Lederjacke und die Stiefel in die Ecke gekickt, wurden die neuen Platten getestet. Ob auch alle Noten und Texte drauf sind und mich der Plattenverkäufer nicht übers Ohr gehauen hat und die Lieder sind nur verstümmelt auf den Platten. Da gab es ja Geschichten und Gerüchte, damals in den 80gern. Ich könnte Euch da Geschichten erzählen.

Mach ich jetzt aber nicht. Hier geht es um ne andere Geschichte, nämlich die, die ich jetzt weiter erzählen werde.

Also, nen Kaffee gekocht, die Anlage Eingeschaltet und die Platten auf dem Boden ausgebreitet. Welche will nun als erste gehört werden? Meine alten, unschuldigen Eltern saßen Kekse mümmelnd im Wohnzimmer und hörten Liedermacher in Zimmerlautstärke. Ist ja ihr Problem, könnte man meinen. War es ja auch, bis die erste Platte auf meiner Anlage loslegte und ihre Gehörgänge in Panik versetze. Wenige Sekunden später flog meine Zimmertür auf und ich starrte in wutverzerrte Gesichter. Verstehen konnte ich kein Wort, aber als meine Mutter mäßig geschickt, aber dafür sehr ungeduldig und ungeschickt am Tonarm des Plattenspielers zerrte wurde ich etwas weniger cool. Da lag Gewalt gegen Vinyl in der Luft, so viel war schon mal klar. Und Platten wehren sich gegen Zorn und Hass eher sehr selten. Auch das ist eine Tatsache.

Nachdem ich das gute Stück Vinyl vor derben, nie heilenden Kratzern rettete, deeskalierte ich die Lautstärke, um es mal audiophil auszudrücken. Nun konnten wir einander verstehen und wirkten nicht wie bekloppte Pantomimen, welche zum Soundtrack von Motorhead wild gestikulierten und dabei wirkten, wie ein real gewordener Loriot Sketch.

Meine Mutter hatte auch gleich extrem kluge Frage an mich.

Was ist das für ein hässlicher Lärm?“ Nun, diese Frage war schnell beantwortet.

Das ist Motorhead.“ Die nächste frage kam von meinem Vater und war nicht ganz so fix beantwortet.

Und warum muss der Krach so laut sein?“ Seltsame Frage, nicht ganz einfach zu beantworten. Ich versuchte es trotzdem.

Na wäre die Musik leiser wäre hier kein Krach und ihr hättet keinen Grund mich anzuschnauzen.“

Nun Humor ist eine sehr rare Pflanze, welche nicht immer gleich als solche erkannt wird. „Werd mal nicht frech, junger Mann. Hier herrscht immer noch die gegenseitige Rücksichtnahme.“

Nun, zumindest das war mir neu. Schließlich war es ja eher so. Auf meine Bedürfnisse wurde eher nicht Rücksicht genommen, aber ich war ja auch nur der kleine bunte Penner, der nicht arbeiten ging und als Ausrede die Schule anfügte. Nun starrte mein Vater die Plattenhüllen an. „Was ist das überhaupt? Modderhed? Bekloppter Name, kenn ich nicht, sieht aber bescheuert aus. Und Das? Sex Sisters? Na was ist das denn für ein Schweinkram? Ne Sexplatte? Wird da gestöhnt? Wer hat dir das kranke Zeug überhaupt verkauft? Den müsste man anzeigen, den perversen Sextäter, den.“ Ich versuchte umständlich darauf aufmerksam zu machen, dass ihm seine Augen da einen kleinen Streich gespielt hatten, aber das Urteil war gefallen und eine Meinung gebildet, egal was ich sagte. Appelle an den gesunden Menschenver-stand meinerseits waren sinnlos. Ich war das kranke Schwein, dass sich Sexplatten anhörte. Hätten sich die Pistols nicht nen anderen Bandnamen aussuchen können? Egal, ich fühlte mich unschuldig und schlecht behandelt. War ihnen zum Glück egal. Die Pistols Platte wurde einkassiert und Motorhead durfte nur noch in Flüsterlaut-stärke abgespielt werden. Als ich meinte, dass ich mich wegen dieser Schikane an Amnesty International wenden würde, wirkten meine Eltern kurz irritiert, dann meinten sie, dass sie es darauf ankommen lassen würden.

Klar fühlte ich mich missverstanden und oft schlecht behandelt, aber auch das gehört wohl zum Punk werden dazu. Wenn alles nur Zuckerwatte gewesen wäre, hätten wir uns keine Ellenbogen antrainieren müssen um uns zu behaupten. Das diese Debatten so lästig wie sinnlos waren, war mir klar, aber meinen Eltern war und ist so was völlig egal. Irgendwie bleibt man immer das bekloppte Kind, welches im Erstfall rumgeschubst werden kann, ist zumindest manchmal mein Eindruck.

Gut Wochen später machten mich meine Eltern darauf aufmerksam, dass die Toten Hosen im fernsehen liefen. Das war nett, änderte aber nichts an der konfiszierten Sex Pistols Platte. Da waren meine Eltern konsequent. Das Album liegt bestimmt immer noch irgendwo ungespielt rum und harrt der Dinge, die da eventuell irgendwann mal kommen.

Seit mittlerweile über 30 Jahren.

Und trotzdem bin ich der Meinung, gute Eltern abbekommen zu haben. Vieles wussten sie schlicht nicht besser. Böse gemeint war wohl eher das wenigste, was sie mir antaten oder verboten hatten. Und dass sie immer noch nicht wissen, dass es eine Band namens Sex Pistols gibt und ich nun endlich meine Platte wiederbekomme, na, da sag ich mal, Schwamm drüber. Es sind liebe, herzliche Leute und das ist doch letztlich das wichtigste. Sie sind immer liebevoll miteinander umgegangen und haben sich den Haushalt und deren zu erledigende Aufgaben geteilt und waren somit ein gutes Vorbild. Über Musikgeschmack und über Lautstärke kann man noch immer gut streiten, muss man aber nicht.

Ende